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Bildergalerie TTIP, CETA und TISA

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Freitag, 3. März 2017, 16:43

Offener Brief: Warum machen LINKE und GRÜNE die Wirkung von CETA nicht zum Wahlkampfthema 2017?

Offener Brief an BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und DIE LINKE

Martin Schulz gelingt es, die Wähler hoffen zu lassen, dass mit ihm mehr soziale Gerechtigkeit verwirklicht werden kann.

Mit dieser Aura gewinnt er auch bisherige Wähler von DIE GRÜNEN und DIE LINKE.
Die Tatsache, dass Martin Schulz gleichzeitig mit CETA den Konzernen ein großes Geschenk machen will und damit den sozialen Ausgleich wieder untergräbt, wird in der öffentlichen Debatte nicht thematisiert.

DIE GRÜNEN und die LINKE hätten die Chance, im Wahlkampf 2017 die Bürger gezielt darüber aufzuklären, welche Zumutung CETA für die Menschen ist, die nicht davon profitieren.

Wenn die Fallstricke des CETA-Vertrages ein Wahlkampfthema wären, müsste Martin Schulz (aber auch Frau Merkel) erklären, warum er den CETA-Vertrag gegen den Widerstand der Gewerkschaften, der Kirchen, der Wohlfahrtsverbände, der Kulturschaffenden, des Richterbundes, der Verbraucher- und der Umweltschützer und auch gegen den Widerstand an der SPD Basis durchdrücken will.

Warum nutzen DIE GRÜNEN und DIE LINKE bisher die Chance nicht, CETA und die damit verbundene Gerechtigkeitsfrage zu einem zentralen Wahlkampfthema zu machen, die Glaubwürdigkeit von Martin Schulz und der SPD daran zu messen?

Gründe dafür könnten sein:
„Dieses Handelsabkommen ist ein sperriges Thema, das nicht so leicht vermittelbar erscheint.“

Ich gebe zu bedenken:
Folgende einfachen Fragen an Herrn Schulz und Frau Merkel könnten WählerInnen sehr gut verständlich gemacht werden:
Würden Frau Merkel und Herr Schulz in ihrem privaten Bereich einen Vertrag unterzeichnen, der (wenn er sich als nachteilig herausstellte) faktisch nicht mehr gekündigt werden kann?
Warum soll den Konzernen ein noch größerer Einfluss auf die Gesetzgebung eingeräumt werden, die schon jetzt die politischen Entscheidungen unerträglich beeinflussen?
Warum sollen die Gewinnerwartungen von Konzernen vor künftigen Gesetzesänderungen geschützt werden, während Einkommenserwartungen von Bürgern einen entsprechenden Schutz nie erhalten würden?

DIE LINKE fokussiert dieses Thema vermutlich nicht stärker, um „koalitionsfähig“ zu werden.

Ich gebe zu bedenken:
Wenn DIE LINKE dieses wichtige Thema für den Demokratieerhalt und die soziale Gerechtigkeit aus koalitionstaktischen Erwägungen nicht wirksam thematisiert, kann man gleich Martin Schulz wählen.

B90 DIE GRÜNEN fokussieren dieses Thema vermutlich nicht, weil entscheidende Kräfte der GRÜNEN dem CETA-Vertrag im Bundesrat zustimmen wollen (GRÜNE in Baden-Württemberg, Hessen und Hamburg halten sich diese Option offen).

Ich gebe zu bedenken:
Das ist ein schon in der Frackingfrage praktiziertes Verhalten: Den GRÜNEN Anhängern gegenüber werden Fracking und CETA verurteilt. Doch da wo die GRÜNEN Fracking und CETA verhindern könnten, tun sie es nicht. Irgendwann merken Wähler so etwas. Dann können sie auch gleich Martin Schulz wählen.

Schon jetzt gibt es sehr viele WählerInnen, die eine faire Globalisierung wollen und für die sich am Verhalten in der CETA-Frage die Glaubwürdigkeit linker Politikversprechen zeigt.

Mit freundlichen Grüßen von Henner Gröschner

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Dienstag, 11. April 2017, 17:37

Keine Antwort von B 90 DIE GRÜNEN und DIE LINKE auf die Frage, warum sie CETA nicht zu einem wichtigen Wahlkampfthema machen!

IAnfang März 2017 wurden in einem Offenen Brief LINKE und GRÜNE gefragt:
"Warum nutzen DIE GRÜNEN und DIE LINKE bisher die Chance nicht, CETA und die damit verbundene Gerechtigkeitsfrage zu einem zentralen Wahlkampfthema zu machen, die Glaubwürdigkeit von Martin Schulz und der SPD daran zu messen?"

Auf diese Frage gab es bis Mitte April 2017 von beiden Parteien keine Antwort.

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Donnerstag, 13. April 2017, 18:22

Nun eine Antwort der LINKEN auf die Frage, warum sie CETA nicht zum Wahlkampfthema macht.

Am 13.04.2017 um 15:54 schrieb DIE LINKE - Parteivorstand:

Sehr geehrter Herr Gröschner,>

vielen Dank für Ihre kritische Zuschrift.
DIE LINKE hat sich stets mit aller Klarheit gegen CETA positioniert.

https://www.die-linke.de/politik/aktione…the-ceta-check/>

Keine andere Partei hat hier so klar Stellung bezogen wie wir!

Auch haben wir stets den Finger in die Wunde gelegt, was das Thema CETA und Martin Schulz angeht!
Ihr Feedback zur Kommunikationsstrategie jedoch, nehmen wir gern an.

Wir können Ihnen jedoch versichern, dass es überhaupt nicht zur Debatte steht, unsere Position zugunsten von wahltaktischen Überlegungen aufzuweichen!
CETA ist und bleibt grundlegend falsch!

Herzliche Grüße aus Berlin,

Georg Wickert, DIE LINKE (Bürgerdialog)



Und eine Antwort vom 13.04.2017 darauf:

Sehr geehrter Herr Wickert,

danke für die Reaktion auf die Anfrage zum Umgang der LINKEN mit der CETA-Frage im Wahlkampf.

Dass sich die LINKE zu CETA erfreulicherweise früh und auch in ihrem Wahlprogramm deutlich positioniert hat, ist bekannt.

Da die gravierenden Folgen von CETA jedoch im Wahlkampf der LINKEN keine erkennbare Rolle spielen, müssen wir befürchten, dass auch DIE LINKE CETA zum Schluss nicht verhindern wird.
Wenn jedoch DIE LINKE (möglicherweise als einzige derzeit im Bundestag vertretene Partei) den Wählern vor der Wahl zusagt, keine Koalition einzugehen, die CETA ermöglicht, erschließt sie sich ein großes Wählerpotential. Immerhin gibt es einen breiten Widerstand gegen CETA in der Gesellschaft: Die Gewerkschaften, Kirchen, Wohlfahrtsverbände, Kulturschaffenden, Verbraucher- und Umweltschützer und auch der Richterbund lehnen CETA in seiner jetzigen Form ab.

Würde DIE LINKE eine Tolerierung von CETA öffentlich ausschließen, könnte sie die Bevölkerung auch offensiv und erkennbar im Wahlkampf über CETA aufklären.

Also die konkrete und einfache Frage mit der Bitte um eine klare Antwort: Würde die LINKE eine Koalition eingehen, die CETA ermöglicht?


Mit freundlichen Grüßen
Henner Gröschner

4

Montag, 24. April 2017, 12:41

DIE LINKE sagt jetzt zu: Mit uns wird es kein CETA-Abkommen geben!

Sehr geehrter Herr Gröschner,

eine einfache und klare Antwort:
Mit uns wird es kein CETA-Abkommen geben! Das kommunizieren wir auch bereits
öffentlich im Wahlkampf.

Herzliche Grüße,
Georg Wickert, DIE LINKE (Bürgerdialog)



Nachfrage am 13.06.2017:

Sehr geehrter Herr Wickert,

die Nachrichten vom Wahlparteitag der LINKEN habe ich aufmerksam verfolgt. Ihre Aussage vom 24.04.2017, dass DIE LINKE das CETA Abkommen im Wahlkampf zum Thema macht, habe ich nicht bestätigt gefunden.

Wie glaubwürdig ist der Widerstand der LINKEN, wenn sie gemeinsam mit den sonstigen Parteien und den Medien den Mantel des Schweigens über das CETA-Thema ausbreitet?

Hat der lange Arm der Konzerninteressen auch DIE LINKE bei diesem wichtigen Thema zum Schweigen gebracht?

Mit erstaunten Grüßen

Henner Gröschner

5

Montag, 24. April 2017, 20:23

Wenn jetzt DIE LINKE verspricht, dass es mit ihr kein CETA geben wird........

....ist DIE LINKE derzeit die einzige im Bundestag vertretene Partei, die so eine Zusage macht.

Sehr viele der Menschen, die nur gerechte Globalisierungsabkommen wollen, erwarten eine Sicherheit, dass die Partei, die sie 2017 in den Bundestag wählen, CETA (und ähnliche konzipierte Abkommen) garantiert nicht in einer Koalition ermöglichen werden.

So hoffen wir weiter darauf, dass wir bald auch von B 90 DIE GRÜNEN eine Nachricht bekommen, die uns diese Gewissheit gibt.
Damit, dass die GRÜNEN eine Ablehnung von CETA in ihren Wahlprogramm - Entwurf formulierten, haben sie einen ersten Schritt in diese Richtung getan.

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Mittwoch, 10. Mai 2017, 12:56

Nachfrage zu CETA bei B 90/DIE GRÜNEN vom 02.05.2017

Offener Brief an den Parteivorstand von B 90/DIE GRÜNEN

Sehr geehrte Damen und Herrn,
in Berlin demonstrierten über 300.000 Menschen gegen TTIP, CETA und TiSA.

Sehr viele dieser Menschen waren Wähler*Innen der GRÜNEN.
B 90/DIE GRÜNEN spricht sich auf solchen Demonstrationen und in seinem
Wahlprogrammentwurf gegen Handelsabkommen aus, die das Gemeinwohl
bedrohen und vieles, wofür die GRÜNEN einst gekämpft haben, gefährden.

Doch viele Menschen glauben den GRÜNEN nicht mehr. Wähler*Innen fürchten
inzwischen, dass sie mit den GRÜNEN eine Partei wählen, die gegen solche
Abkommen jetzt protestiert und z.B. CETA dann nach der Wahl als
Regierungspartei in Kraft treten lässt.

Bitte räumen Sie solche Zweifel aus. Antworten Sie mir und in der
Öffentlichkeit bitte auf drei einfache Fragen:

Können Sie versprechen, dass
• B 90/ DIE GRÜNEN in keine Koalition geht, die CETA ratifizieren will?
• B 90/ DIE GRÜNEN seinen Einfluss in allen Ländern, in denen es an der
Regierung beteiligt ist, nutzt, um CETA im Bundesrat zu verhindern?
• B 90/ Die GRÜNEN im Wahlkampf die Bürger*Innen über seine fundierten
Vorbehalte gegen diese Abkommen aufklärt?

Könnten Sie die drei Fragen in einer Öffentlichkeitskampagne mit Ja
beantworten, würden Ihre Umfragewerte deutlich steigen. Es gibt sehr,
sehr viele Menschen, die CETA und damit den nächsten Schritt in den
Neoliberalismus verhindert haben wollen und den GRÜNEN in dieser
zentralen Frage gerne wieder vertrauen würden.

Ihre Antwort auf meinen Brief – so ich überhaupt eine bekomme – würde
ich gerne vielen Menschen zugänglich machen.

Mit hoffnungsvollen Grüßen
Henner Gröschner


Antwort der GRÜNEN vom 03.05.2017

Sehr geehrter Herr Gröschner,

vielen Dank für die E-Mail.

Frühzeitig haben wir GRÜNE auf Bundes- wie auf Europaebene unsere Kritik vor allem an den Regelungen zum Investitionsschutz in den Handelsabkommen CETA wie auch TTIP deutlich gemacht. Sorgen machen und auch die Regelungen, die sich auf öffentliche Dienstleistungen beziehen. Die Aufgabe der Daseinsvorsorge dürfen künftig auch weiterhin nicht ausschließlich wirtschaftlichen Interessen unterliegen.

Wir sind der Auffassung, dass Schiedsgerichte in CETA keinen Platz haben sollten, Linkdass diese nicht benötigt werden und daher ersatzlos gestrichen werden müssen. An unserer Kritik und Ablehnung hat sich mit den Ergebnissen der Nachverhandlungen nichts geändert. Das Investment Court System, kurz ICS, löst die Probleme nicht, sondern verpackt sie nur anders. Trotz einiger kleiner Verbesserungen handelt es sich um das alte System von Klageprivilegien in einem neuen Gewand. Klagen wie die von Vattenfall gegen Deutschland oder Philip Morris gegen Uruguay wären mit dem neuen Vorschlag vermutlich weiter möglich.

Kommission und Rat haben die breite und grundsätzliche Kritik am Instrument der Schiedsgerichte ignoriert. Das zeigt, wie wenig Kommission und Rat bereit sind, auf Kritik einzugehen.

Wir hatten auch auf unserem letzten Parteitag im November 2016 einen Beschluss zu CETA gefaßt und darin dazu aufgerufen, dem CETA-Vertrag nicht zuzustimmen:

http://www.gruene.de/fileadmin/user_uplo…del_und_V31.pdf
Diese Fragen diskutieren wir natürlich auch mit den Grünen in den Bundesländern und werben für eine deutliche Haltung gegen die Handelsabkommen, wie sie nun bekannt bzw. vorgelegt worden sind. Aber: Schlussendlich entscheiden die jeweiligen Landesregierungen selbst und nicht die Parteien über das Abstimmungsverhalten im Bundesrat.
Im Entwurf unseres Bundestagswahlprogramm, den unsere Spitzenkandidaten Katrin Göring-Eckardt und Cem Özdemir am 10. März vorgestellt haben, steht zum Thema CETA auch:

"TTIP, CETA, TiSA oder andere Abkommen dieser Art sind so umstritten, weil hier die Rechte der Bürgerinnen und Bürger zur Verhandlungsmasse wurden. Wir Grünen lehnen diese Abkommen in ihrer jetzigen Form ab. Einige wenige große, länderübergreifende Konzerne profitieren, kleine und mittlere Unternehmen haben das Nachsehen. Deshalb demonstrieren dagegen Kleinbauern und -bäuerinnen in Burkina Faso genauso wie der bäuerliche Familienbetrieb in Baden-Württemberg. Dabei sollten faire Handelsabkommen Umwelt-, Verbraucher- und Datenschutz sowie Arbeitsnormen nicht schwächen, sondern international sichern und ausbauen.

Viele Kommunen fürchten, dass die öffentliche Daseinsvorsorge in Handelsabkommen nicht ausreichend geschützt wird. Hier geht es um Krankenhäuser, die Wasserversorgung oder um die kulturelle Vielfalt. Wenn Ausnahmen für öffentliche Dienstleistungen nicht klar definiert sind, garantieren sie keinen ausreichenden Schutz. Vor allem sind diese Dienstleistungen nicht vom Investitionsschutz ausgenommen – Klagen gegen die kommunale Daseinsvorsorge vor einem Schiedsgericht würden so möglich.

Wir Grünen fordern, das Vorsorgeprinzip in allen Handelsverträgen zu verankern. Dieses Prinzip stellt sicher, dass Produkte bei uns erst auf den Markt dürfen, wenn klar ist, dass sie unbedenklich sind. Es sorgt dafür, dass in der EU zum Beispiel 1.300 Substanzen nicht für den Einsatz in Kosmetika zugelassen sind. Gentechnisch veränderte Lebensmittel, Asbest oder Hormonfleisch sind verboten. Sogenannte Investor-Staat-Schiedsverfahren oder ein Investitionsgerichtssystem (ICS) sehen sehen Klageprivilegien für Konzerne vor. Wir wollen nicht, dass demokratisch beschlossene Gesetze wie etwa der Atomausstieg oder Regeln für Aufdrucke auf Zigarettenpackungen dadurch unterlaufen werden. Für solche Verfahren gibt es keine Begründung. Sonderklagerechte für Investoren und große Konzerne lehnen wir entschieden ab. Wir setzen uns stattdessen für einen ständigen Handelsgerichtshof unter dem Dach der Vereinten Nationen ein, der auch auf soziale, menschenrechtliche, umwelt- und klimarelevante völkerrechtliche Verpflichtungen achtet."

Diese Fragen diskutieren wir natürlich auch mit den Grünen in den Bundesländern und werben für eine deutliche Haltung gegen die Handelsabkommen, wie sie nun bekannt bzw. vorgelegt worden sind. Aber: Schlussendlich entscheiden die jeweiligen Landesregierungen selbst und nicht die Parteien über das Abstimmungsverhalten im Bundesrat.

Ich hoffe ich konnte Ihr Anliegen zufriedenstellend beantworten.

Mit freundlichen Grüßen

Hans-Christian Mrowietz
----------------------------
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Bundesgeschäftsstelle
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Platz vor dem Neuen Tor 1
10115 Berlin


Folgende Bitte vom 03.05.2017 an B 90/DIE GRÜNEN, zum Kern der Anfrage Stellung zu nehmen, blieb bisher (05.06.2017) unbeantwortet.

Sehr geehrter Herr Mrowietz,

vielen Dank für Ihre schnelle und ausführliche Antwort. Es ist erfreulich, dass DIE GRÜNEN sich so früh und mit überzeugenden Gründen gegen diese Handelsabkommen positioniert haben.

Sie beschreiben in Ihrer Mail zutreffend viele der Bedrohungen, die für unsere Gesellschaft und ihre weitere Entwicklung durch diese Abkommen entsteht.

Die Regelungen dieser Abkommen stehen den Zielen, die die GRÜNEN einst groß gemacht haben, so deutlich entgegen, dass die GRÜNEN es mit ihrem früheren Selbstverständnis nicht vereinbaren könnten, diese Abkommen zustande kommen zu lassen. So müsste den GRÜNEN eine Zusicherung, dass sie sich an keiner Koalition beteiligen, die CETA und ähnliche Abkommen ratifiziert, ganz selbstverständlich sein.

Die Tatsache, dass Sie diesen Kern der Anfrage nicht beantwortet haben, zeigt wie berechtigt die Sorge ist, dass Wählerstimmen für die GRÜNEN zum Schluss dazu beitragen können, eine Koalition zu ermöglichen, die CETA verabschiedet.

Mit anderen Worten lese ich aus Ihrer Antwort kurz zusammengefasst folgenden Inhalt:

CETA ist zwar aus vielen Gründen sehr schädlich für uns, doch wir können es nicht ausschließen, dass wir die für B 90/DIE GRÜNEN abgegebenen Wählerstimmen auch nutzen, um CETA in Kraft zu setzten . Und weil wir in diesem Zwiespalt sind, machen wir CETA nicht zum wichtigen Wahlkampfthema.

Solange von Ihnen keine andere Auskunft zu erhalten ist, werden wir CETA Gegner diese zwiespältige Haltung der GRÜNEN offen legen.

Noch kurz eine Anmerkung zu folgendem Zitat aus Ihrer Mail:
"Diese Fragen diskutieren wir natürlich auch mit den Grünen in den Bundesländern und werben für eine deutliche Haltung gegen die Handelsabkommen, wie sie nun bekannt bzw. vorgelegt worden sind. Aber: Schlussendlich entscheiden die jeweiligen Landesregierungen selbst und nicht die Parteien über das Abstimmungsverhalten im Bundesrat."

Sie wissen natürlich gut, dass DIE GRÜNEN in allen Landesregierungen, an denen sie beteiligt sind, eine Enthaltung dieser Landesregierungen im Bundesrat fordern könnten (wenn sie verlässlich CETA verhindern wollten). Und sie wissen auch, dass die GRÜNEN unter derzeitigen Bedingungen mit diesen Enthaltungen CETA im Bundesrat verhindern könnten.

Ehe ich unseren Schriftwechsel in folgendem Thread veröffentlichen werde, warte ich noch einige Tage ab, ob von B 90/ DIE GRÜNEN noch eine klarere Antwort auf die drei gestellten Fragen aus meinem Anfrageschreiben zu erhalten ist:

http://www.frackingfreieshessen.de/index…d&threadID=3099

Mit freundlichen Grüßen

Henner Gröschner




Die Bundesgeschäftsstelle B90 DIE GRÜNEN schreibt darauf am 12.06.2017

Sehr geehrter Herr Gröschner,

unsere Arbeitskapazitäten sind wegen des großen Interesses an den Positionen unserer Partei momentan leider überlastet. Tut uns leid, dass wir nur mit etwas Verspätung antworten können.

. Sollte es zu Koalitionsverhandlungen im Bund kommen, werden wir unseren Koalitionsvertrag unseren Mitgliedern in einer Urabstimmung vorlegen. Schwer vorstellbar, dass unsere Mitglieder anders als die die Fraktionen im Bund und in der EU einem Koalitionsvertrag zustimmen, mit dem der vorliegende CETA-Vertragstext beschlossen wird.

Grundsätzlich kann in einem föderalen System eine Bundestagsfraktion nicht das Abstimmungsverhalten von Bundesländern garantieren. Die grünen Landesverbände haben aber ihre Kritik an CETA klar und ausdrücklich formuliert. Wir wollen uns zusammen mit ihnen dafür einsetzen, dass CETA so nicht beschlossen, sondern neu verhandelt wird.

Hunderttausende Menschen in Deutschland und anderen Ländern Europas haben in den letzten Jahren gegen TTIP, TiSA und CETA, gegen eine Fortsetzung der enthemmten Globalisierung demonstriert. Wir kämpfen an ihrer Seite! TTIP, CETA, TiSA oder andere Abkommen dieser Art sind so umstritten, weil hier die Rechte der Bürgerinnen und Bürger zur Verhandlungsmasse wurden. Wir GRÜNE lehnen diese Abkommen in ihrer jetzigen Form ab. Wir setzen uns für einen fairen Welthandel ein. Dafür fordern wir in unserem Wahlprogramm den Neustart bei TTIP, CETA, TiSA und anderen solchen Abkommen, die von Anfang an transparent verhandelt werden müssen und an sozialen, ökologischen und menschenrechtlichen Kriterien ausgerichtet sein müssen. Sonderklagerechte für Investoren und große Konzerne lehnen wir ab. Wir setzen uns stattdessen für einen ständigen Handelsgerichtshof unter dem Dach der Vereinten Nationen ein, der auch auf soziale, menschenrechtliche, umwelt- und klimarelevante völkerrechtliche Verpflichtungen achtet. Unser Handel mit ärmeren Ländern muss so aufgebaut werden, dass er zu ihrer nachhaltigen Entwicklung beiträgt.

Ich hoffe ich konnte Ihr Anliegen zufriedenstellend beantworten.


Mit freundlichen Grüßen

Hans-Christian Mrowietz
----------------------------
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Bundesgeschäftsstelle
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Platz vor dem Neuen Tor 1
10115 Berlin



Antwort darauf vom 13.06.2017:

Sehr geehrter Herr Mrowietz,

Sie schreiben nun: „Bei uns gilt auch nach der Wahl: Basis ist Boss“

Da führe ich gleich einmal drei Beispiele auf, wie wenig DIE GRÜNEN die Interessen ihrer Basis beachten, um den Konzernen Geschenke zu machen:
1. 87% der GRÜNEN- Anhänger, die Bundespartei und verschiedene Landesverbände sprachen sich für ein Frackingverbot aus – in Niedersachsen und im Bundesrat trugen die Grünen jedoch dazu bei, Fracking zu ermöglichen.
2. Die Länder mit GRÜNER Regierungsbeteiligung winkten im Bundesrat eine Grundgesetzänderung durch ( die GRÜNEN hätten sie verhindern konnten), die den Versicherungskonzernen und Banken den Weg eröffnet zur „privaten Renditejagd“ (Zitat Hofreiter).
3. Die GRÜNEN halten sich die Möglichkeit offen, CETA und ähnliche Abkommen zu ermöglichen.


Sie schreiben weiter: „Grundsätzlich kann in einem föderalen System eine Bundestagsfraktion nicht das Abstimmungsverhalten von Bundesländern garantieren.“

Die Frage nach Klarheit in der CETA Frage richtete sich nicht an die Bundestagsfraktion, sondern an die Partei B90 DIE GRÜNEN, die sich die Konzern-freundlichen Entscheidungen ihrer Repräsentanten in den Bundesländern zurechnen lassen muss.


Wenn WählerInnen vor einer Wahlentscheidung von den GRÜNEN wissen wollten, ob sie sicher sein können, dass DIE GRÜNEN nicht nach der Wahl in eine Koalition gehen, die neue Atomkraftwerke bauen will, bekämen diese doch bestimmt eine eindeutige und verlässliche Antwort auf diese Frage?

Die Folgen der Realisierung von CETA und Fracking durch DIE GRÜNEN vertragen sich ebenso wenig mit den Erwartungen sehr vieler GRÜNEN- WählerInnen, sodass die vor der Wahlentscheidung eine verlässliche Auskunft von B90 DIE GRÜNEN erwarten können. Würde Ihr Satz gelten, dass die Basis Boss ist, wäre so eine Wahlaussage ganz selbstverständlich, die CETA und Fracking mit GRÜNER Regierungsbeteiligung verlässlich ausschließt.

Diese verlässliche Auskunft ist derzeit offensichtlich von den GRÜNEN nicht zu erhalten. So bleibt uns nur die Möglichkeit, diese Unbestimmtheit öffentlich und bewusst zu machen, damit WählerInnen entscheiden können, ob sie den Weg der GRÜNEN in den Neoliberalismus mit ihrer Stimme unterstützen wollen: change.org/ceta-gruene

Mit freundlichen Grüßen von Henner Gröschner