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Mittwoch, 22. Mai 2013, 09:36

Briefwechsel: Volker Fritz und Michael Vassiliadis (Gewerkschaft BCE)

Die Briefe sind von unten nach oben zulesen (der oberste Brief ist der Letzte).


Sehr geehrter Herr Vassiliadis,

erst einmal danke ich Ihnen, dass Sie sich der Mühe unterzogen haben, mir diese lange Erwiderung zu schreiben.


In der Hoffnung, Sie doch noch zu tieferem Nachdenken bezüglich der Sinnhaftigkeit Ihrer Unterstützunmg der Wünsche der einschlägigen Industrie bewegen zu können, nehme ich zu einigen Punkten Ihrer Erwiderung nachfolgend Stellung.
Andererseits ist es unbestreitbar so, dass mit jedem halben Monat weiteren Zeitverlaufes der Erkenntnisstand und neue Untersuchungsergebnisse immer klarer aufzeigen, dass es für Deutschland keinen Sinn macht, in die Förderung "unkonventioneller"
Kohlenwasserstoffe - unter Anwendung des Fracking-Verfahrens in horizontal abgelenkten Bohrungen - einzusteigen.

Doch der Reihe nach:

der "Unterschied in den nordamerikanischen und deutschen Bergbaustandards" wird von Ihnen in besonderer Weise hervorgehoben. Das sehen wir im Prinzip auch so, aber das schützt nicht das deutsche Grundwasser vor Kontaminationen wenn mit Hochdruck an Tausenden von Bohrungen jährlich gefrackt wird.
Das Verfahren, von dem wir heute reden und das mit seiner Urgewalt (aus der flächigen Aufsprengung des Untergrundes)die große Gefährdung für unser Grundwasser und Trinkwasser darstellt, gab es 1961 noch gar nicht. Dass ausgerechnet Sie mir gegenüber die Märchen der Gasindustrie platt wiederholen und sich zu eigen machen, finde ich sehr enttäuschend.
Sie wollten doch mit Sachlichkeit an das Thema herangehen. Die ganze, auch von Ihnen beschworene Erfahrung in Deutschland mit den von Exxon Mobil immer angegeben 300 "Fracs"
beruht auf der "Stimulierung" von konventionellen Bohrungen.
Ob es bei diesen Stimulierungen "Zwischenfälle" irgendwelcher Art gegeben hat, können Sie nicht anführen, denn Sie können nur das sagen, was auch die Bergämter dazu sagen: "darüber wissen wir nichts!"

Das gesamte Verhalten der Unternehmen der Öl- und Gasindustrie ist aber bis heute davon geprägt: "verschweigen, abstreiten, umdeuten, Gegengutachten zur Entkräftung einholen, lange Gerichtsverfahren betreiben, bis der Kläger aufgibt...usw.usaw.". Daran hat auch der Exxon-Dialog-Prozess im Jahre 2012 nichts geändert.

Wenn also von diesen "Stimulierungen" nirgendwo Prozessunterlagen und Berichte öffentlich ausliegen, auch nicht in den zuständigen Ämtern darüber Näheres zu erfahren ist, wie glaubhaft, sehr geehrter Herr Vassiliadis, ist dann die, möglicherweise juristisch richtige, Wortwahl des LBEG-Vertreters am 03.07.2012 in Braunschweig:
"es liegen uns keine Berichte über Schäden oder Beschwerden zu diesen
durchgeführten "Fracs" vor.."

Das heutige, erst wenige Jahre alte "Fracking"-Verfahren, als Kombination der hydraulischen und andersartigen Druckbeaufschlagung mit der horizontalen Ablenkung der Bohrung in die gasführende Schicht hinein, mit mehreren Kilometern horizontaler Länge, ist bisher nur ein einziges Mal an der Bohrung "Damme 3" in Deutschland im Versuch angewendet worden.
Nennen Sie das etwa "Erfahrung in Deutschland"?

Das Verfahren wird von Ihnen als "mittlerweile Standard der Erdöl-und Gasindustrie" beschrieben. Da dennoch derart häufig Schäden und Bohrungsundichtigkeiten in aller Welt festzustellen sind, gibt es zwei denkbare Gründe: 1.) der "Standard" dieser Industrie ist nicht sonderlich hoch oder 2.) der hohe "Standard" wird aus verschiedenen Gründen in der täglichen Praxis nicht eingehalten.

Sie lieben es offenbar, die Dialektik der Gasindustrie nachzuahmen.
Immer wieder schreiben Sie von "heimisch" so wie Sie es schon in der Pressemitteilung taten, die der Grund meines ersten Schreibens an Sie war. Das ist ein Sprachgebrauch, der sich aus der US-amerikanischen Philosophie und Denkweise herleitet und der mit den US-Marketing-Leuten auch nach Europa und Deutschland kam.
Ich darf Sie berichtigen: es gibt kein "heimisches" Gas in Deutschland.
Der Förderer, der vorher die Aufsuchung und Förderung beantragt und genehmigt bekommen hat und bis zur Förderfähigkeit einer Bohrung gelangt ist, fördert das Gas in seiner Förderleitung.
Dafür zahlt er einen vereinbarten Förderzins und dann ist das Gas in seiner Leitung sein Privateigentum, mit dem er machen kann, was ihm privatwirtschaftlich den meisten Ertrag abwirft (einschließlich der Subventionen, die ihm Bund und Landesregierungen direkt oder indirekt zukommen lassen). Es ist dann zum Beispiel RWE-Dea-Gas oder Exxon-Gas usw..
Würde die Bundesregierung selbst in den Abbau eintreten, mit einer bundeseigenen deutschen Tochterfirma, ja dann wäre es in der Tat "deutsches Gas". Aber wir haben ja 1945 den Krieg verloren und werden seither von unseren heutigen Freunden mit fossilen Brennstoffen versorgt. Und bis heute, nach über 60 Jahren, hat keine deutsche Regierung daran etwas geändert.
Wir können das auch ganz genau an den Produktionszahlen, den Gasimportzahlen, den Gasverbrauchszahlen und den Gasexportzahlen aus Deutschland in andere Länder ablesen. Heute spart uns das in Deutschland produzierte Gas keine Importmengen ein.

Und künftig, selbst wenn massiv "gefrackt" würde, wären evtl. 5% unseres Verbrauches mit Gas abdeckbar, das in Deutschland produziert würde. Es würde sich also an unserer Importabhängigkeit nichts wesentlich ändern. Und so wäre es auch mit unseren Preisen.

Ach, wo wir gerade beim von den Amerikanern so gern angeführten nationalen Thema "heimisch" sind:
Die "deutsche" Gasreserve in den großen Kavernenspeichern unter unseren Füßen ist auch in Wahrheit eine Illusion.
Es gibt Gazprom-Speicher, Wintershall-Speicher, RWE-Dea-Speicher usw.
Die Hand am Ventil zur Einspeisung der jeweiligen Speicherinhalte in unsere Gasnetze haben diese privatwirtschaftlich geführten Gesellschaften, nicht aber die Bundesregierung oder das Wirtschaftsministerium.

Ihre Auffassung zur Wirkung des Bundesberggesetzes, dass dieses ein "modernes" Regelwerk sei, stimmt nur für den dann folgenden Halbsatz von Ihnen: "zur Sicherung der Rohstoffversorgung in Deutschland".
Gerade der Schutz der Umwelt und der Anwohner jedoch werden durch das Berggesetz ausgehebelt, indem es über alle anderen Regelwerke hinaus Zugriffe gestattet, illusorische hohe Mindestmengengrenzen setzt, unterhalb derer bestimmte UVP-Prüfungen nicht erforderlich sind und indem "deutsche Gerichte" mit ihrer Obrigkeitshörigkeit diesen grundgesetzwidrigen Praktiken bisher nicht wirksam Einhalt geboten haben. Wer der Geschädigte ist, muss dann als Bürger gegen die mächtigen Großkonzerne vor Gericht ziehen und den Beweis antreten, dass sie die Verursacher seines Schadens sind.
Das kann Jahre dauern, wenn es überhaupt je eindeutig gelingt.

Und die Qualität unseres Berggesetzes?
ja, es mag sein dass Herr Kommissar Oettinger sie für toll hält.
Sie ist aber so toll, dass die Entwicklung der neueren Frackingmethoden seit ihrer Einführung in den USA in der zweiten Hälfte der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts und seit ihrer massiven Durchsetzung in den USA durch Außerkraftsetzung vieler wichtiger Umweltstandards - darunter auch des so wichtigen "CLEAN-WATER ACT" zum Gewässerschutz - seit 2005, noch immer nicht in unser nationales Bergrecht aufgenommen wurde, bis heute nicht.

Sie haben sich auch von den Schalmeienklängen der bald verfügbaren "umweltfreundlichen Frac-Fluids" anstecken lassen. Schade.
Eine wesentliche Aufgabe der Zusätze ist es, in der Bohrung in der Tiefe das Wachstum von Bakterien zu verhindern, die den Prozess bedrohen könnten. Deshalb ist eine biozide Wirkung erforderlich.
Schon die Anfang 2012 vorgestellten "ungiftigen" neuen Fluids waren ein Fehlwurf. Sie waren anders komponiert, hatten aber, wie erforderlich, entsprechende Biozid-Zusätze. Daher unterschieden sie sich nicht wesentlich von den vorherigen Standards.
Wir warten mal, was da auf den Tisch kommt und werden dann unabhängige Labors beauftragen, entsprechende Untersuchungen anzustellen.

Zur Priorität des Trinkwasserschutzes, zu der Sie sich bekennen:
die künstliche Unterscheidung zwischen Trinkwasser und Grundwasser ist eine Verwaltungsgeburt. Im Untergrund in den wasserführenden Schichten, aus denen wir Grundwasser abpumpen -zur Trinkwasser- herstellung oder für andere Nutzungen, gibt es keine Grenzen.
Unterirdische Fließbewegungen führen dazu, dass Wasservolumina von außerhalb der ausgewiesenen "Trinkwasserschutzgebiete" in diese einströmen, wenn dort zur Wassergewinnung abgepumpt wird.

Mit einem Satz: Grundwasser ist immer auch Trinkwasser und erfordert genau den gleichen Schutz gegen Kontamination.
Dabei hat der Grundsatz der "Besorgnis zum Schutz der Qualität des Grundwassers" oberste Priorität.
Es gibt keine für Deutschland wichtigere Ressource in unserem Untergrund als unser sauberes Grundwasser, dass durch die scharfen Bestimmungen des Wasserhaushaltsgesetzes (WHG) auch besonders geschützt ist.
Allein schon deshalb darf diese wertvollste Ressource Deutschlands nicht durch die Zulassung der beabsichtigten Verfahren gefährdet werden. Wer wird uns den entstehenden Schaden ersetzen, wenn beim großflächigen "Fracken" in NRW und NDS Grundwasser, Mineralquellen, gewerbliche Brunnenanlagen außerhalb von Trinkwasserschutzgebieten usw.usw. kontaminiert und damit unbrauchbar werden? Für uns, die Bürger, ist kein spezieller Schutz außer dem wenig hilfreichen Schadensersatzparagraphen im Berggesetz vorgesehen - auch nicht in den neuen Gesetzentwürfen, die im Gespräch sind.

Ihre Verweise auf Gutachten und Studien zum Thema "Fracking in Deutschland" nehme ich nicht ernst, weil der allergrößte Teil der Verfasser dieser Gutachten eben gerade nicht "unabhängig"
ist, sondern direkt oder indirekt vom guten Willen der Industrie als künftigem Vertragspartner abhängt.
Wenn man die Ausarbeitungen genau durchliest und analysiert, kann man immer wieder an versteckten Stellen deutliche Hinweise finden, dass so viele Unbekannte noch zu untersuchen wären, ehe man ein abschließendes Urteil zur Sinnhaftigkeit abgeben könne.
Daraus macht die Industrie:"es sind noch einige Details zu untersuchen, ehe wir mit der Produktion beginnen können, daher wollen wir in zwei wissenschaftlich begleiteten Versuchsanlagen im Großmaßstab entsprechende Erfahrungen sammeln".

Die neue Entwicklung in den USA (die höchste Förderung an Shale Gas wird zwischen 2016 und 2018 erwartet und danach ein steiler Abfall, bis
2025 der Shale Gasanteil nur noch marginal sein wird und dann die USA wieder ein Großimporteur von Erdgas sein werden, der mehr importieren wird als 2005. Wir haben also noch gute 10 Jahre US Shale Gas in größerm Umfang vor uns, nach 2018 aber rapide abnehmend.
Die US-Gasblase wird bald zusammen fallen.
Das "Riesen-Erdgas-Potentialland" Polen ist schon heute ein Flop, aus dem sich Exxon schon 2012 zurückzog und jetzt, Anfang 2013 zwei weitere noramerikanische Unternehmen.
Die förderbaren Erdgasreserven in Deutschland, die uns wegen ihrer Geringfügigkeit auf Platz 49 der Weltreservenliste gebtracht hatten, wurden in 2012 überraschend von der BGR neu bewertet, ohne dass neue konkrete Daten vorlagen. Tja - und siehe da - das förderbare Volumen wurde plötzlich fast 7 mal so hoch eingeschätzt wie vorher.
Früher sagte man bei uns auf dem Dorf: "so wird die Braut hübsch gemacht!".

Und noch etwas, sehr geehreter Herr Wassiliadis, fiel mir beim Durchlesen Ihrer Nachricht auf:
Sie erwähnten mit keinem Wort die allseits bekannten Probleme mit der Undichtigkeit der Steigleitungen an Fracking-Bohrungen, die schon von Anfang an, oder nach kurzer Zeit, massiv auftreten.
Ebenfalls erwähnten Sie mit keinem Wort die besondere Problematik der Beseitigung der hoch giftigen Abfallflüssigkeiten bei der Produktion und des teils sogar radioaktiv belateten "Lagerstättenwassers". Mit der beabsichtigten großflächigen Fracking-Durchackerung unserer Landesfläche würde sich natürlich auch der Umfang der "verpressten" Giftabwässer in unserem Untergrund drastisch erhöhen und eine Langzeitgefährdung unseres Grundwassers darstellen - ob Sie das nun gern lesen, oder nicht.

Die übrigen DGB-Gewerkschaften haben das auch schon erkannt.
Die NGG zum Beispiel fordert eindeutige Garantien für die Erhaltung der Wasserqualität in Deutschland, oder will Fracking ablehnen.
Auch seitens VERDI gibt es eine klare Stellungnahme zum Schutz der Ressourcen. Aber das werden Sie ja sicher schon erfahren haben.

Sie helfen mit, Methoden hier einzuführen, die noch die Gesundheit vieler Generationmen nach uns gefährden können.
Das ist aus meiner Sicht keine gute Perspektive.

Was Deutschland zum Überleben in der Zukunft braucht, ist die konsequente Weiterentwicklung der Ernergiewende, weg von den "alten"
fossilen Energien, eben um -genau nach Ihrem Grundgedanken, Herr Vassiliadis - von der Importabhängigkeit dieser teuren und umweltverschmutzenden Energien los zu kommen, die dazu noch die Erderwärmung voran treiben. Die immer früheren und heftigeren Tornados und Hurrikanes in den USA sind schon deutliche Zeichen, dass wir uns in einem gefährlichen Fahrwasser bewegen.

Es gibt viele gute Ansätze, die zum Teil bisher unterdrückt wurden, um das bestehende Kartell der internationalen fossilen Brennstoffhändler und -Versorger nicht zu gefährden.

Besinnen wir uns auf unsere Ingenieurfähigkeiten!!
Aber nicht, um als Hilfstruppen die Probleme Anderer zu beseitigen, sondern um mit innovativen, völlig neuen Lösungen die Energieprobleme der nächsten Zukunft anzugehen und zu lösen!


Mit freundlichen Grüßen

Volker Fritz
im Arbeitskreis Fracking Braunschweiger Land.





Am 21.05.2013 13:46, schrieb Michael Vassiliadis:
> Sehr geehrter Herr Fritz,
>
> in Ihrem Mail vom 02.05.2013 gehen Sie ausführlich auf eine
> Presseveröffentlichung und ein zugrundeliegendes Schreiben vom BDI und
> der IG BCE zum Thema Fracking ein.
>
> In einigen Teilen insbesondere zur Größe, Interessenslage und
> energiepolitischen Positionierung der IG BCE ist Ihr Schreiben eher
> diffamierend und lässt die erforderliche Sachlichkeit vermissen.
>
> Wir sollten stattdessen auf Basis von inhaltlichen Sachargumenten das
> emotional belastete Thema Fracking behandeln.
>
> Daher nun einige Hinweise zur Sache:
>
> Zunächst ist der Unterschied zwischen deutschen bzw. europäischen und
> nordamerikanischen Bergbau- und Umweltstandards zu beachten. Die USA
> nutzen das Fracking in einer Radikalität, die bei uns nicht denkbar
> wäre. Wir haben aber hierzulande Fracking-Gas - und das ist gut. Wir
> dürfen als Land ohne viele Rohstoffe eine solche Förderung nicht von
> vornherein komplett ausschließen. Wir sollten beginnen, nüchtern die
> Chancen und Risiken zu diskutieren.
>
> Diese Technologie ist mittlerweile ein Standardverfahren der Erdöl- und
> Erdgasindustrie und wird sowohl in sogenannten konventionellen als auch
> nicht-konventionellen Kohlenwasserstoff-Lagerstätten eingesetzt.
>
> Das Prinzip besteht darin, dass eine Flüssigkeit , überwiegend Wasser,
> mit hohem Druck in die Lagerstätte über eine Bohrung gepresst wird, um
> über die damit erzeugten Risse im Gebirge den Zustrom von Öl und Gas zu
> fördern bzw. zu ermöglichen. Während bei den konventionellen
> Lagerstätten damit die Ausbeute erhöht werden kann, ist bei den
> nicht-konventionellen Lagerstätten Fracking die Basis, um eine
> wirtschaftliche Ausbeutung der Lagerstätte zu ermöglichen.
>
> In Deutschland wurde das Verfahren erstmals 1961 angewandt. Bislang
> wurden rund 300 solcher Maßnahmen durchgeführt.
> Umweltbeeinträchtigungen, insbesondere Grundwasserverunreinigung, sind
> bisher nicht bekannt.
>
> Ohne Fracking-Maßnahmen wird die Förderung von heimischem Gas noch
> schneller zurückgehen als ursprünglich angenommen. Um die bestehenden
> Felder und zugehörige Folgebohrungen wirtschaftlich gewinnen zu können,
> sind weitere Frack-Maßnahmen notwendig. Heute wird rund ein Drittel der
> heimischen Förderung durch hydraulisch behandelte Bohrungen gewonnen.
>
> Das heißt: Die Ausbeutung von vielen heutigen Produktionsfelder, die
> nach geltendem Recht betrieben werden, könnte ohne Stimulierung der
> Lagerstätte durch überwiegend Wasserfracks nicht erfolgen. Sollten diese
> Maßnahmen nicht weiter durchgeführt werden, ist in wenigen Jahren mit
> von einem drastischen Rückgang der heimischen Gasförderung, die derzeit
> noch 15% des Verbrauchs ausmacht, zu rechnen.
>
> Aus Fracking-Maßnahmen in den Tight-Gas-Lagerstätten, z.B. Sandstein,
> die in Deutschland seit über 40 Jahren erfolgreich und ohne
> Zwischenfälle mit Auswirkungen auf die Umwelt erschlossen werden, leitet
> das Gutachten des Umweltbundesamtes (UBA)„Umweltauswirkungen von
> Fracking bei der Aufsuchung und Gewinnung von Erdgas aus
> unkonventionellen Lagestätten – Risikobewertung, Handlungsempfehlungen
> und Evaluierung bestehender rechtlicher Regelungen und
> Verwaltungsstrukturen“ vom August 2012 keine Bedeutung für die
> zukünftige Bewertung der Erdgasgewinnung aus Ton-, Schiefer- oder
> Kohleflözen ab.
>
> Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe empfiehlt in ihrer
> Stellungnahme zu diesem Gutachten:
>
> „tiefe Frack-Operationen für die Gewinnung geothermischer Energie wegen
> der Rahmenbedingungen
>
> – überwiegend Medium Frischwasser,
>
> – große Anwendungstiefe (mehr als 3.000 m),
>
> – begrenzte Rissausbreitung nach oben, oft durch Salzhorizonte
> limitiert,
>
> sowie die Erschließung von Tight Gas- und konventionellen
> Erdgaslagerstätten aufgrund der Rahmenbedingungen
>
> – große Anwendungstiefe (in der Regel mehr als 3.000 bis 5.000 m),
>
> – relativ geringe Menge von Stützmittelfluid,
>
> – Reservoirgestein immer von Barrieregesteinen (zumeist von
> Salz) überlagert
>
> nicht in die zukünftige Bewertung der Erdgasgewinnung aus Tonschiefern
> oder Kohleflözen einzubeziehen.“ (S. 12)
>
> Neu ist am Thema Fracking in Deutschland, dass durch die vielleicht
> mögliche Förderung von Schiefer- bzw. Kohleflözgas die Ausdehnung dieser
> Technologie in Gebieten diskutiert werden muss, die bislang nicht zu den
> klassischen Öl- und Gasförderregionen gehören.
>
> Auch wenn eines Tages solche neuen Gas- oder Öl-Lagerstätten aufgesucht
> und erkundet werden dürften, wenn diese Erkundung dann erfolgreich
> verliefe, dann auch noch die Wirtschaftlichkeit der Förderung
> festgestellt würde und am Ende eines langen Forschungs- und
> Genehmigungsprozesses in neuen Regionen Deutschlands gefrackt würde,
> bleibt es ausgeschlossen, dass es in Deutschland eine
> Schiefergasförderung, wie sie derzeit in den USA praktiziert wird, geben
> wird. Das hat geologische, geografische und rechtliche Gründe.
>
> Der rechtliche Rahmen in Deutschland wird durch das Bundesberggesetz
> dargestellt.
>
> Das Bundesberggesetz ist tatsächlich ein sehr modernes Regelwerk zur
> Sicherung der Rohstoffversorgung in Deutschland und zum Schutz der
> Umwelt und der Anwohner. Gerade deshalb hat die EU-Kommission in ihrer
> Bestandsaufnahme zur Rohstoffinitiative 2011 das deutsche Verfahren
> gemäß Bundesberggesetz, ausdrücklich als „best practice“ hervorgehoben.
> Es bildet die Grundlage, dass die gesamte Rohstoffgewinnung in
> Deutschland auch bezüglich Umwelt und Sicherheitsstandards international
> eine unbestrittene Spitzenposition einnimmt.
>
> Selbstverständlich muss dass das Bergrecht angesichts der
> Weiterentwicklung von Fördermethoden laufend modernisiert werden.
> Bezogen auf Fracking muss die inzwischen bestehende Möglichkeit,
> weitgehend ohne Chemikalien zu fracken, ebenso berücksichtigt werden,
> wie die absolute Priorität des Trinkwasserschutzes deutlich
> festgeschrieben werden muss.
>
> Deswegen setze ich mich dafür ein, das Gesetzgebungsverfahren für diese
> sinnvolle und notwendige Anpassung der rechtlichen Bedingungen für die
> Schiefer- und Kohleflözgasgewinnung jetzt in Gang zu bringen.
>
> Grundsätzlich muss die Förderung heimischer Rohstoffe ökonomisch
> sinnvoll, sozial akzeptiert und ökologisch verträglich sein. Für
> Fracking heißt das:
>
> In der deutschen Öl- und Gasindustrie (Förderung) sind nach unseren
> Berechnungen etwa 25.000 Kolleginnen und Kollegen beschäftigt,
> Schwerpunkt ist Niedersachsen. Löhne und Gehälter sind, soweit die
> Tarifverträge durch die IG BCE gestaltet werden, im oberen Drittel bei
> Tarifvergleichen angesiedelt.
>
> Zudem hat der Förderzins gerade für das Bundesland Niedersachsen aber
> auch für Schleswig-Holstein einen erheblichen Anteil am Landeshaushalt.
>
> Das sind einige wirtschaftliche Gründe für Fracking, weitere ließen sich
> hinzufügen.
>
> Soziale Akzeptanz ist eine genauso wichtige Voraussetzung, ohne die
> unkonventionelle Gas- und Ölvorkommen in demokratischen Gesellschaften
> nicht gefördert werden können.
>
> Die IG BCE teilt das öffentlichen Interesse an einem transparenten und
> beteiligungsorientierten Verfahren über die Risiken und Voraussetzungen
> der Sicherheit der neuen Gewinnungsmethoden.
>
> Weitere Einzelheiten und Forschungsergebnisse, auf die sich die Position
> der IG BCE stützen kann, finden Sie in folgenden Studien und Gutachten:
>
> § Neutraler Expertenkreis Risikostudie Fracking
>
> § Abschätzung des Erdgaspotenzials aus dichten Tongesteinen
> (Schiefergas) in Deutschland (BGR)
>
> § Gutachten – Umweltsauswirkungen von Fracking bei der
> Aufsuchung und Gewinnung von Erdgas aus unkonventionellen Lagestätten (UBA)
>
> § Fracking in unkonventionellen Erdgas-Lagerstätten in
> Nordrhein-Westfalen (NRW)
>
> Sie kommen zu den übereinstimmenden Ergebnissen:
>
> § kein grundsätzliches Frackingverbot
>
> § wissenschaftliche Begleitung des weiteren, schrittweisen Vorgehens
>
> § Fortsetzung der Erkundung
>
> § Neubewertung von Risiken bei neuer besserer Datenlage
>
> In Übereinstimmung mit diesen Forschungsergebnissen ebenso wie mit den
> Vorschlägen des Landes Nordrhein-Westfalens im Bundesrat fordere ich
> folgende Rahmenbedingungen:
>
> • Eine entsprechende Umweltverträglichkeitsprüfung ist
> grundsätzlich, also unabhängig von der jeweiligen Fördermenge,
> durchzuführen.
>
> • Der Schutz des Trinkwassers hat, wie bisher auch, absolute
> Priorität und muss in einem transparenten Verfahren (siehe
> Umweltverträglichkeitsprüfung) der Öffentlichkeit dargelegt werden.
>
> • Für den Einsatz chemischer Mittel muss ein Minimierungsgebot
> (inkl. Abbaubarkeit) gelten.
>
> Die nordrhein-westfälische Landesregierung hat aufgezeigt, wie der Weg
> aussieht, der beschritten werden muss, um unter Einbeziehung der
> Wissenschaft in einem gemeinsamen Prozess mit den Unternehmen zu
> überlegen, welche konkreten Erkenntnisse die Erkundungen letztlich
> liefern müssen, um die Informations- und Wissensdefizite zu beseitigen
> und eine ausreichende Grundlage für die Entscheidung über mögliche
> nachfolgende Schritte zu schaffen.
>
> Das wird ein langer Prozess, für den wir uns im Interesse von
> Transparenz und Partizipation die Zeit nehmen müssen. Aber
> Bundesregierung, Bundestag und Bundesrat sollten jetzt den Weg
> freimachen, damit der erste Schritt auf diesem Weg gegangen werden kann.
>
> Mit freundlichen Grüßen
>
> Michael Vassiliadis
>
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
>
> Von: Volker Fritz [mailto:fritzv@fritzvpack.de]
>
> Gesendet: Donnerstag, 2. Mai 2013 14:20
>
> An: Michael Vassiliadis; Volker Fritz
>
> Betreff: Kommentar zu Ihrer Forderung, nunmehr die Förderung
> "unkonventionellen" Erdgases in D schnell zuzulassen.
>
> Volker H.A. Fritz Wolfenbüttel, den 02.05.2013
>
> per mail:
>
> An
>
> Herrn
>
> Michael Vassiliadis,
>
> Bundesvorsitzender
>
> der Industriegewerkschaft BCE
>
> Postfach 3047
>
> 30030 Hannover
>
> Betr.: Ihre Presseverlautbarung, zusammen mit der interessierten
>
> Industrie, nun schnell die Förderung "unkonventionellen"
>
> Erdgases in Deutschland zuzulassen und die Änderungsvorschläge
>
> für die beiden Regelwerke WHG und UVP-V Bergbau schnell zu
>
> Gesetzen zu machen.(DIE WELT, 25.04.13)
>
> Sehr geehrter Herr Vassiliadis,
>
> mit großem Befremden habe ich diese Veröffentlichung in der WELT vom
>
> 25.04.2013, zusammen mit dem BDI-Präsidenten Ulrich Grillo, gelesen,
>
> deren Inhalt angeblich von Ihnen autorisiert worden sein soll.
>
> Ich verfolge, als einer der Gegner der Förderung dieser
>
> "unkonventionellen" Kohlenwasserstoffe, die Argumente und Gegenargumente
>
> und die Erfahrungen aus anderen Weltgegenden, wo seit Jahren "gefrackt"
>
> wird, sehr genau.
>
> Dabei habe ich auch lernen müssen, dasss die Öl- und Gasindustrie
>
> international nach einem gleichartigen Muster vefährt, um ihre generell
>
> "umweltverändernden" Aktivitäten weltweit möglichst ungestört
>
> durchziehen zu können. Die jeweils betroffenen Regionen sollen möglichst
>
> nicht wissen, was vor sich geht und wie groß die Gefährdungspotentiale
>
> für dauerhaft zurückbleidene Schädigungen und gesundheitliche
>
> Beeinträchtigungen der Bevölkerung tatsächlich sind.
>
> Die netten und hochtrabenden Erklärungen dieser Firmen, in der Presse
>
> und in ihren Hochglanz-Image-Broschüren, decken sich leider nicht der
>
> Realität.
>
> Und die IG-BCE, als alltäglicher "Partner" auf dem Tarifgebiet, müsste
>
> da auch längst ihre einschlägigen Erfahrungen gemacht haben, denn die
>
> Öl- und Gasbranche ist äußerst rauhbeinig und findet das vom
>
> Selbstverständnis her auch völlig in Ordnung so.
>
> Rex Tillerson, der internationale CEO von Exxon Mobil hat das
>
> überdeutlich öffentlich zum Ausdruck gebracht.
>
> Dass Sie, sehr geehrter Herr Vassiliadis, mit solchen Leuten
>
> tarifbedingt zu tun haben, ist im Rahmen Ihrer Aufgabe bei der IG-BCE
>
> nicht zu vermeiden.
>
> Dass Sie sich aber vor den Karren dieser Leute spannen lassen,
>
> ist für mich höchst empörend.
>
> Anders als mancher Parlamentarier sitzen Sie ja an den Quellen der
>
> Information, wenn es um die Förderung "unkonventioneller" Gase in
>
> Deutschland geht und können sich - falls Ihnen persönlich die nötigen
>
> Detailkenntnisse fehlen - diese über ihre Mitglieder verschaffen.
>
> Die Gasindustrie arbeitet teilweise mit sachlich völlig abwegigen
>
> Argumenten, um die Tatsachen zu verschleiern und Sie verbreiten diese
>
> Thesen kritiklos weiter.
>
> Ich nenne, unter Bezugnahme auf den Bericht in der WELT vom 25.04.13
>
> nur mal einige Punkte:
>
> "Für Wohlstand und Beschäftigung"
>
> auch ich glaube, dass es bei Aufnahme der Bohr-und Frac-Aktivitäten
>
> zu einem Mehrbedarf an Arbeitskräften kommen würde. Aber es werden kaum
>
> IG-BCE-Mitglieder durch die so entstehenden Schlechtlohnplätze bei
>
> Speditionen, Rohrverlegefirmen, Straßenbaufirmen, Beton-Lieferfirmen
>
> usw. entstehen. Und diese Arbeitsplätze sind allesamt volatil, heute
>
> gebraucht, morgen arbeitslos. Hinzu kommen hochqualifizierte, aber viel
>
> billigere Bohr- und Frac-Teams, die mit dem Equipment von ausländischen
>
> Contractor-Firmen an die deutschen Gadbohrer "verleast" werden und, wie
>
> überall in der Welt, dann eben auch bei uns im Akkord bohren werden.
>
> "deutsches Gas"
>
> hier sollten Sie doch längst gelernt haben, sehr geehrter Herr
>
> Vassiliadis, dass das Gas in Deutschland dem gehört, in dessen Rohr es
>
> aus der Erde kommt. Da es aber keine bundeseigene Gasförderfirma gibt,
>
> sondern nur private Aktiengellschaften und deren Töchter, weit
>
> überwiegnd mit Mutter-Unternehmen in sicheren, fernen Steueroasen,
>
> kann es auch kein "deutsches Gas" geben. ?
>
> "sichere Arbeitsplätze?"
>
> ja, in der Heide, in und um Celle, haben viele internationale Öl- und
>
> Gaskonzerne Technologiezentren und Service-Zentren installiert. Dort
>
> werden international dringend benötigte High-Tec-Teile hergestellt,
>
> wie zum Beispiel die Doppelkammer-Preventer für den Abschluss der
>
> Bohrungen am oberen Ende. Weit über 90% der Produkte und Leistungen
>
> dieser Zentren gehen in den internationalen Markt. Die Produktion in
>
> Deutschland hat auf sie keinen Einfluss, so lange Kohlenwasserstoffe
>
> weltweit noch gefördert werden. Aber konkret sprechen wir da evtl.
>
> über 7.000 bis 8.000 Arbeitsplätze.
>
> "unkonventionelles Erdgas = Brückentechnologie"
>
> hier übernehmen Sie schon wieder kritiklos Äußerung amerikanischer
>
> Firmen, die es durch massives Lobbying in Brüssel und in Berlin,
>
> und natürlich auch bei Ihnen, geschafft haben, derlei Unsinn als
>
> Wahrheit erscheinen zu lassen.
>
> U.S.-Wissenschaftler haben inzwischen, schon vor ein paar Jahren,
>
> herausgefunden, dass unkonventionelles Erdgas wegen seiner sehr hohen
>
> Leckageverluste, bei denen Methan unverbrannt in die Atmosphäre
>
> entweicht, eine größere Klimaschädigung bewirkt, als die
>
> Steinkohleverbrennung. Damit ist das Argument eine
>
> "Brücke nach nirgendwohin" geworden.
>
> "auf globaler Ebene hat die Gasrevolutioin gerade erst begonnen"
>
> wir wissen heute schon recht sicher, dass die USA, als das zur Zeit
>
> größte Förderland "unkonventionellen" Erdgases, zwischen 2016
>
> und 2018 ihr Gasfördermaximum errreichen werden (konv. + unkonv.)
>
> danach aber wird es steil bergab gehen und schon 2025 wird man
>
> kaum noch vom U.S.-Shale Gas hören. Der Boom wird beendet sein
>
> und die USA werden 2025 mehr Gas importieren als 2.005.
>
> Durch die großen negativen Begleiterscheinungen der Förderung
>
> in den 6 U.S.-Haupt-Shale-Gebieten sind viele Länder weltweit
>
> wach geworden. Tausende von Quadratkilometern ohne sauberes
>
> Grundwasser, zerstörte Agrarlandschaften,Zig-Tausende mysteriöser
>
> Erkrankungsfälle in den Shale-Gebieten an Menschen und Tieren,
>
> kontaminiertes Grundwasser - wo es vor den Bohr- und Frac-Aktivitäten
>
> sauber und trinkbar und wo die Menschen gesund waren,
>
> mittlere induizierte Erbeben durch Verpressung der großen Mengen hoch
>
> giftiger Abfallwässer in den Untergrund, das sind alles Folgen einer
>
> solchen Förderung.
>
> Es bleibt abzuwarten, wie diese internationale Entwicklung weitergehen
>
> wird. Ich erwarte aber, nach dem bisherigen Muster, dass die
>
> internationalen Konzerne dorthin gehen werden, wo sie sich ungestört wie
>
> frühere Kolonialherren benehmen und die Länder aussaugen können.
>
> "gut für Deutschland " ??
>
> diese Förderung wäre nur gut für die Unternehmen der Gasindustrie.
>
> Die von Schäden betroffene Bevölkerung soll ja - schon nach den
>
> jetzt vorliegenden Änderungsentwürfen - wieder mal vom Staat allein
>
> gelassen werden und muss im Zweifelsfall nach Bergrecht vor Gericht ihr
>
> Recht auf Schadensersatz erstreiten. Wer hat die Mittel und die Kraft
>
> dazu, gegen "die ganz Großen" anzustinken und jahrelange Prozesse zu
>
> führen? Die Förderabgaben an die Länder wären eine erfreuliche Einnahme,
>
> zum Beispiel für Niedersachsen. Aber würde das Land
>
> Niedersachsen dann aus dem Topf dieser Einnahmen auch die Schäden,
>
> Wertverluste, Ersatzmaßnahmen für Grundwasserkontaminationen usw.
>
> übernehnmen? Natürlich nicht. Das bliebe bei uns, den Bürgern, hängen.
>
> "Gut für die IG-BCE?"
>
> Da möchte ich Sie mal fragen, wie viele Mitglieder Ihre Gewerkschaft
>
> denn zur Zeit hat? Sind es noch 20.000 oder noch 25.000 oder 30.000?
>
> Rechnen wir doch mal: da sind 2,5 Mio andere Gewerkschaftsmitglieder
>
> die alle als Bürger potentiell bedroht sind, deren Häuschen durch
>
> Setzungserscheinungen und induzierte Beben bedroht ist, deren
>
> Brunnenwasser verseucht werden kann. Da sind die organisierten
>
> Beschäftigten der Brau- und Getränke-Industrie, deren Arbeitsplätze
>
> direkt durch die mögliche Verschlechterung des Grundwassers bedroht
>
> wären. Da sind die Groß-Mastanlagen für Geflügel und andere Schlacht-
>
> tiere, die Zerlegebetriebe, die Verarbeitungs- und Verpackungsbetriebe
>
> in der Nordheide, im Emsland, im Ammerland usw. 100.000 Arbeitsplätze
>
> wären direkt bedroht, wenn das von ihnen dringend benötige Grundwasser
>
> durch Fracking-Aktivitäten in horizontakl abgelenkten Bohrungen
>
> verunreinigt würde.
>
> Es wäre gedankenlos egoistisch von der IG-BCE, nur ihre eigenen
>
> augenblicklichen Vorteile im Auge haben zu wollen und das widerspräche
>
> ganz entschieden dem Grundgedanken der Solidarität, von dem das
>
> Gewerkschaftswesen in Deutschland immer getragen wurde.
>
> "Schaden für Deutschland, wenn diese global wichtige Technologie in
>
> Deutschland politisch ausgeschlossen würde -mit negativem Signal für
>
> den Industriestandort Deutschland"
>
> Hier wird ein Lockargument verbreitet, das vom Kern her gar nicht
>
> existiert. Das gesamte Know-How zur Anwendung der Fracking-Techniken,
>
> es gibt inzwischen 5 oder mehr gängige Verfahren, ist durch
>
> internationale amerikanische Patente abgesichert. Da kommen wir als
>
> deutsche Unternehmen nicht heran, es sei denn deutsche Töchter von
>
> U.S.-Firmen. Das geschieht aber heute schon im Celler Cluster.
>
> Ich drehe das Argument mal um:
>
> Vorteil für Deutschland, wenn wir ab sofort mit größter Kraftanstrengung
>
> an der weiteren Entwicklung und Ausreifung von Verfahren und Anlagen zur
>
> Produktion regenerativer Energien arbeiten. Hier haben wir heute eine in
>
> der Welt führende Stellung, die wir weiter festigen könnten, anstatt uns
>
> auf einen Abweg zu begeben, der in
>
> wenigen Jahren in die Sackgasse führen wird.
>
> Was wir damit bisher schon erreicht haben, ist einmalig auf der Welt.
>
> Deutschland hat den höchsten Anteil regenerativen Stromes von allen
>
> Industrieländern. Aber der muss noch viel mehr erhöht werden.
>
> Und vor allem würde Deutschlnds Abhängigkeit vom Import fremder
>
> Energien weitgehend aufgehoben und wir wären nicht mehr erpressbar,
>
> egal von welcher Seite und aus welchem Grunde.
>
> Ich sage Ihnen: ich wende Schaden von Deutschland ab, wenn es mir,
>
> mit allen vernünftigen Menschen in unserem Land zusammen, gelingt,
>
> die Freigabe dieser Wahnsinnstechnologien in unserem eng besiedelten,
>
> hoch industialisierten Land zu verhindern, die unter Vernachlässigung
>
> des wohl verstandenen Interesses der Bevölkerung eingeführt werden sollen.
>
> Und Sie, sehr geehrter Herr Vassiliadis, sollten ganz schnell Ihre
>
> Position bei dieser Sache überdenken, ehe eine Welle gegen Sie anbranden
>
> könnte, über welche Sie sich wundern würden.
>
> Die Menschen sind immer aufgeklärter und merken, dass ihnen wieder
>
> so eine Art "Asse-Zwei-Versuchsendlager" droht, nur um finanzielle
>
> Interessen der Industrie zu befriedigen. Und hinterher will es dann
>
> wieder niemand gewusst haben und gewesen sein.
>
> Damit haben wir hier sehr viel Erfahrung.
>
> Mit freudlichen Grüßen
>
> Volker Fritz
>
> im Arbeitskreis Fracking Braunschweiger Land