Sie sind nicht angemeldet.

Navigation

Bildergalerie TTIP, CETA und TISA

1

Donnerstag, 19. Oktober 2017, 17:51

Methankonzentration über Erdölfeldern in Kanada

https://www.welt.de/wissenschaft/article…Erde-kommt.html

"Kanadische Wissenschaftler haben Flugzeuge über Erdölfelder fliegen lassen und die Konzentration von Methan in der Luft gemessen. Die Ergebnisse sind überraschend – und erschreckend.

Als sie die Ergebnisse sahen, waren die Wissenschaftler schockiert. „Wenn wir dachten, dass es schon schlimm war – es war schlimmer“, sagt Matthew Johnson, der an der kanadischen Carleton University in Ottawa das Labor für Energie und Luftverschmutzung leitet. Er leitete auch die Studie, die jetzt in „Environmental Science & Technology“ veröffentlicht wurde und die schockierenden Ergebnisse erbrachte. Demnach werden in der Provinz Alberta 25 bis 50 Prozent mehr Methan ausgestoßen als bisher bekannt.

Was abstrakt klingt, hat ganz konkrete Folgen. In Alberta wird der größte Teil von Kanadas fossilen Brennstoffen – also Erdöl und Erdgas – gefördert. Alberta und die Stadt Ottawa haben sich vorgenommen, den Ausstoß von Methan zwischen 2012 und 2025 um 45 Prozent zu senken.
Methan nämlich ist ein äußerst umweltschädliches Treibhausgas, es erwärmt die Atmosphäre 28-mal so stark wie Kohlenstoffdioxid. Treibhausgase absorbieren langwellige Infrarotstrahlung, die sonst ins Weltall abgegeben würde und die infolgedessen die Erdoberfläche zusätzlich erwärmt.

Das Ergebnis ist der Klimawandel mit seinen mittlerweile absehbaren Folgen: Die Polkappen schmelzen, die Meeresspiegel steigen, Wetterextreme nehmen zu, immer größere Teile der Erde werden unbewohnbar, die Menschen müssen von dort an andere Orte fliehen.
Ein völlig überraschendes Ergebnis

Weniger Methan auszustoßen ist also eine sinnvolle Maßnahme. Bislang allerdings wusste niemand, wie viel von dem umweltschädlichen Gas tatsächlich bei der Förderung von Erdöl austritt. Bekannt war lediglich, wie viel Methan beim „Flaring“ und „Venting“ entsteht, also wenn überflüssiges Gas entweder zu CO2 verbrannt oder einfach abgelassen wird. Beides schadet der Umwelt, weswegen die Emissionen gemessen und die Zahlen gesammelt werden.

Tatsächlich sind Flaring und Venting, so fanden die kanadischen Forscher heraus, aber nur für einen Bruchteil des ausgestoßenen Methans verantwortlich.
94 Prozent des Treibhausgases entstehen dagegen überraschend, sozusagen als Nebenprodukt des Abbaus von Erdöl und Erdgas, vor allem bei der Herstellung von Schweröl aus Erdölrückständen. Über einer Schwerölanlage wurden 3,6-mal so hohe Emissionen gemessen wie angegeben. Schuld waren zum Beispiel Lecks in den eingesetzten Gerätschaften.
Verschwendung, auch wirtschaftlich

Bislang hatte sich niemand die Mühe gemacht, diese Emissionen zu messen. Die Wissenschaftler setzten dazu Flugzeuge ein, die über die Öl- und Gasfelder flogen. Sie haben sich bereits mit der kanadischen Regierung in Verbindung gesetzt. Ihre Forschungen könnten dabei helfen, die selbst gesteckten Klimaziele zu erreichen – etwa indem Raffinerien besser kontrolliert und Lecks abgedichtet werden.

Dale Marshall von der Umweltschutzorganisation Environmental Defence nannte die Ergebnisse der Forscher „alarmierend“. Auch wirtschaftlich betrachtet sei es Verschwendung, so viel Methan in die Atmosphäre zu entlassen. Das nicht genutzte Gas sei immerhin etwa 530 Millionen Kanadische Dollar (umgerechnet 360 Millionen Euro) wert.

--
Andy Gheorghiu
- Policy Advisor -
Food & Water Europe