Dazu eine Stellungnahme des Klimabündnis gegen LNG:
Klimabündnis gegen LNG – Gegenstellungnahme zu Aussagen im Artikel „Brunsbüttel hat die Nase vorn“ vom 2. Oktober 2019
1. Die Aussage des WiMis Bernd Buchholz, dass LNG angeblich 20 Prozent weniger CO2 als Diesel verursachen würde, ist schlicht und ergreifend falsch. Die Methanemissionen entlang der Gesamtkette von LNG sind erheblich und wesentlich höher als bislang angenommen. In Brunsbüttel soll auch das nachweislich klima- und umweltfeindliche Fracking-Gas aus den USA importiert werden. Laut einer aktuellen Studie des Prof. Howarth, Cornell Universität, NY, beträgt die Methanemissionsrate von gefracktem Gas mindestens 3,5 %. Damit ist gefracktes Gas mindestens so klimaschädlich wie Kohle.1
2. Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestags verweist – auf einer konservativen Datengrundlage - in der Ausarbeitung „Maßnahmen zur Minderung von Emissionen in der Schifffahrt“2 darauf hin, dass zwischen 1% und 2 % unverbrannten Methans beim Viertakter im LNG-Abgas enthalten sein können und bereits dieser geringe Methanschlupf die CO2-Vorteile des Gasantriebes hinfällig machen.
3. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen auch, dass der Umstieg auf LNG bei der Antriebstechnik im Transportsektor nicht nur viel zu teuer ist, sondern damit auch die Klimaziele nicht erreicht werden können. Forscher des United Maritime Avisory Services warnten in Ihrer Studie „LNG as a marine fuel in the EU – Market, bunkering infrastructure investments and risks in the context of GHG reductions“ vor Flüssiggas als Schiffsantrieb. Obwohl sie sehr konservativ nur von geringen Methanemissionen (Leckagen oder sog. Methanschlupf) ausgegangen sind, analysierten die Forscher, dass – bei den benötigten 22 Mrd. US-Dollar Investments in LNG Infrastruktur bis 2050 – lediglich eine Treibhausgas-Reduktion von ca. 6% erreicht werden könnte. Wenn die Methanleckage-Raten höher als angenommen wären, würde der Ausbau der LNG-Infrastruktur sogar ein Anstieg der Treibhausgasemissionen zur Folge haben.3
4. Im Falle von Brunsbüttel geht es aber gar nicht um die Umstellung der Schifffahrt auf LNG, sondern um die Versorgung der petrochemischen Industrie vor Ort mit Erdgas. Der ChemCoastPark hat als hoher Emittent von Treibhausgasen bis heute keinen Phase-out-Plan für fossile Brennstoffe. Dies, obwohl wir bis allerspätestens 2050 auf alle fossilen Brennstoffe verzichten wollen, um die schlimmsten Auswirkungen der Klimakrise zu verhindern. Dies wird zum ökonomischen Genickbruch werden. Damit werden schon bald alle Arbeitsplätze gefährdet sein.
5. Das für die Energiesicherheit völlig unbenötigte 450 Mio. € teure Terminal rentiert sich auch nur mit der öffentlichen Hilfe von 100 Mio. € Direktsubventionen der Steuerzahler (Landes- und Bundesmittel). Zusätzlich wurde extra der Bundesrechtsrahmen geändert um den Investor von den rd. 100 Mio. € Anschluss-/Betriebskosten für die benötigte Pipeline zu entlasten. Die sollen jetzt auch die Gaskunden zahlen. Dies, obwohl die Bundesagentur letztes Jahr die Pipeline aus den Netzentwicklungsplan genommen hat – weil sie für die Gasversorgung nicht notwendig sei.
6. Besonders dramatisch ist die Haltung der Grünen in der Landesregierung von Schleswig-Holstein. Herr Goldschmidt und Umweltminister Albrecht sind nicht nur bereit trotz besseren Wissens den Import von klima-/umweltfeindlichem Fracking-Gas mit öffentlichen Mitteln zu subventionieren, sondern sie missachten auch den eindeutigen eigenen Parteibeschluss „LPT 24.03.19 – Vorfahrt für den Klimaschutz, auch beim LNG-Terminal Brunsbüttel“.4
Weitere Unterlagen:
• Detaillierte Stellungnahmen des Klimabündnisses gegen LNG
Oktober 2018:
https://www.buergerbeteiligung-lng-bruns…sbuettel_v3.pdf
Zusammenfassung der Hauptargumente:
https://www.buergerbeteiligung-lng-bruns…sbuettel_v3.pdf
• Präsentationen im Rahmen der frühzeitigen Bürgerbeteiligung zu LNG-Terminal in Brunsbüttel (durchgeführt mit dem Investor German LNG)
Klima-/Umweltschutzaspekte:
https://www.buergerbeteiligung-lng-bruns…_13.02.2019.pdf
Ökonomische Aspekte (Subventionen):
https://www.buergerbeteiligung-lng-bruns…dyGheorghiu.pdf